Rückblick 3. Deutscher Geotechnik-Konvent
Zum dritten Mal hat am 26.–27.01.2017 der Deutsche Geotechnik-Konvent stattgefunden. Zu Gast war die Veranstaltung in diesem Jahr in der Robotation Academy in Hannover und hat Teilnehmer und Referenten aus dem In- und Ausland angelockt. Schwerpunkt dieser Veranstaltung war das in Gesellschaft und Politik viel diskutierte Thema des Wohnraummangels in Ballungszentren und was die Geotechnik zur Lösung dieses Problems beisteuern kann.
Auch die dritte Ausgabe des Deutschen Geotechnik-Konvents hat wieder zahlreiche Bauexperten, Architekten und Ingenieure, Sachverständige und Baugrundgutachter angesprochen und zum fachlichen Austausch zusammengebracht. Die Veranstaltung zeichnete sich in diesem Jahr besonders durch eine politische und internationale Beteiligung aus. Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hielt den Eröffnungsvortrag der Veranstaltung. Im Mittelpunkt seines Vortrags stand das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen, das die Grundlage für Maßnahmen zur Schaffung sozialer Wohnräume bildet. In der Diskussionsrunde mit den Teilnehmern des Konvents wurde jedoch deutlich, dass zahlreiche Normen und Vorschriften, solchen Baumaßnahmen im Wege stünden und an diesen Stellen noch Handlungsbedarf seitens der Politik gefordert sei.
Mit 1,5 Millionen Wohnungen beziffert Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann das Potenzial an Wohnraum durch die Aufstockung von Bestandsgebäuden. Er stellte die These auf, dass durch Nutzung von Dachflächen ein Neuflächenverbrauch von bis zu 210 Millionen m² vermieden werden könne. Somit sieht er Dachaufstockungen als großes Potenzial zur Schaffung neuer, bezahlbarer Wohnräume in Ballungszentren.
In die entgegengesetzte Richtung geht es bei unseren Nachbarn auf der Insel. Diese stocken Wohngebäude nicht auf, sondern erweitern die Keller und bauen in die Tiefe. Diese sogenannten Iceberg homes sind gerade bei wohlhabenden Schichten in London beliebt und stark im Trend. Der Brite und Projektmanager Jake Puddy zeigte in seinem Vortrag mit beeindruckenden Bildern, wie diese Baumaßnahmen auf engstem Raum umgesetzt werden. Neben Wohnräumen entstehen so auch private Kinos, Weinkeller oder Schwimmbäder. In Deutschland sind solche Iceberg homes wegen der zahlreichen Auflagen, der Lärmbelästigung sowie der enormen Kosten allerdings undenkbar.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach hat im Rahmen seines Vortrags aufgezeigt, welchen Beitrag die Geotechnik zum Thema Dachaufstockungen leisten kann. Er stellte verschiedene Lösungsansätze und Verfahren zur Verstärkung des Baugrunds und Nachgründung von Gebäuden vor. Dipl.-Ing. Michael Soretz und Dipl.-Ing. (FH) Jens Gnauck knüpften an den Vortrag des Geotechnikexperten an und referierten über Tiefeninjektionen als Verstärkungsmaßnahme für Gründungen. Dieses Verfahren wurde anschließend im Rahmen einer live-Demonstration den mehr als 100 Konventteilnehmern vorgestellt. Dabei wurde ein ca. 1,1 Tonnen schwerer Betonklotz durch die Injektion von Expansionsharzen um mehr als 40 cm aus einer Betonwanne herausgedrückt.
Ein erfrischender Impulsvortrag von Prof. Markus Hengstschläger von der Medizinischen Universität Wien beendete das Vortragsprogramm des 3. Deutschen Geotechnik-Konvents: “Wie manage ich (m)ein Talent?”. Sein abschließender Appell an das Publikum: “Wir brauchen mehr Freaks. Seid also individuell und fördert eure Talente!”.
Beim abendlichen Get-together vertieften die Teilnehmer die Kontakte untereinander, bevor der Konvent mit zwei spannenden Exkursionen in Hannover am nächsten Tag endete.